Werte, Wandel, Zeitenwende – wirtschaftlich und kommunikativ
Bernd Buschhausen, Managing Partner Berlin, 22. Juni 2022
Wir alle spüren ihn, den Wandel, der an uns zerrt und die Gewissheiten, auf die wir gebaut haben, zerfallen lässt. Die Klimakrise zwingt uns, unseren Umgang mit Ressourcen zu überdenken, die Pandemie schärft unseren Blick auf das Primat der Gesundheit, privat und gesellschaftlich. Der Krieg in der Ukraine zeigt aber: Das gesamte Wertesystem, das unseren Wohlstand in den letzten Jahrzehnten ermöglicht und auch die Basis für die Bewältigung der globalen Krisen gelegt hat, befindet sich Gefahr.
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine führt uns vor Augen, was wir eigentlich in der Vergangenheit wähnten: Autokraten greifen im imperialen Wahn den Frieden an, um mit Krieg, Lügen, Falsch- und Desinformation Partner und Partnerinnen, Nachbarstaaten, Mitbürger und Mitbürgerinnen zu übervorteilen, sich gefügig und nutzbar zu machen und letztlich zu beherrschen.
Während wir noch bis vor Kurzem glaubten, durch Kooperation und Austausch den Wohlstand in unseren Gesellschaften gemeinsam mehren zu können, müssen wir heute feststellen: Die Welt in Blöcken ist wieder zurück. Wir müssen uns auf unsere Wertegemeinschaften besinnen und diese beschützen, um die Zukunft zu sichern.
Das Leben und Wirtschaften auf Basis der Werte, auf denen die Europäische Union und die transatlantische Partnerschaft gebaut sind – Partnerschaft, Gleichberechtigung, Transparenz, freier Handel und Rechtsstaatlichkeit – haben von Europa über Russland bis zum Fernen Osten enormen Wohlstand in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen. Gerade aus europäischer Erfahrung wissen wir: Es ist die Überwindung der imperialen Reflexe, die den Wohlstand zwischen den Nationen ermöglicht hat. Und erst dadurch werden wir in die Lage versetzt, die großen globalen Probleme unserer Zeit zu lösen – gemeinsam.
Besinnen auf werteorientierte Partnerschaften
Deshalb werden wir im Zuge der heutigen Zeitenwende auch von der Vergangenheit lernen müssen. Nicht jede Form von Zusammenarbeit führt zu einem besseren Ergebnis. Es gibt Grenzen, die wir ziehen müssen, um uns eine nachhaltig bessere Zukunft zu sichern. Damit verbunden ist auch ein Besinnen auf Partnerschaften, die uns im Kalten Krieg die Basis unserer westlichen Demokratien gesichert und den Blick auf unsere Informationslandschaft, um Propaganda der Autokraten zu entziffern und die richtigen Schlüsse zu ziehen, geschärft haben.
Zugleich müssen wir gerade am Beispiel Russland feststellen: Die „anything goes“-Haltung in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Ländern, die unsere Werte nicht teilen, haben den Blick auf die Konsequenzen unseres Verhaltens abhandenkommen lassen. Uns muss wieder bewusster werden, dass wir nicht überall und jederzeit Geschäfte machen können, ohne auch unsere Werte zu gefährden.
Denn genauso wie feuchte imperiale Träume aus der Zeit gefallen sind, so ist auch die rein wirtschaftlich befeuerte „anything goes“-Haltung passé. Denn der materielle Wohlstand westlicher Gesellschaften ist Ergebnis unserer Werte. Deshalb müssen und werden wir sie schützen.
Denn Werte machen uns stark.