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Navigators of Change: Kamal Ahmed, Mitbegründer von „The News Movement”

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Navigators of Change: Kamal Ahmed, Mitbegründer von „The News Movement”
Jeremy Durrant website thinking piece photo

The News Movement ist ein britisch-US-amerikanisches Start-up, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Berichterstattung in den sozialen Medien neu zu definieren. Das Unternehmen veröffentlicht objektive und an Fakten orientierte Nachrichten zusammen mit verständlichen Erläuterungen für die Generation TikTok. Das dürfte bei dieser Zielgruppe gut ankommen und traditionelle Nachrichtenmedien alarmieren. Jeremy Durrant, Chief UK Media Strategist bei Instinctif Partners, spricht mit Mitbegründer Kamal Ahmed über seinen Einsatz für die Generation Zoom und die Bedeutung von Authentizität.


  • Das von Kamal Ahmed mitbegründete The News Movement möchte junge Menschen über Social-Media-Plattformen erreichen.
  • In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Nachrichtenlandschaft grundlegend verändert. Heutzutage müssen Nachrichtenanbieter eine Beziehung zu ihren Konsumenten aufbauen, die auf Zuhören und Vertrauen basiert.
  • Um sich in dieser neuen Welt der Nachrichten zu etablieren, trennt TNM die redaktionellen und kommerziellen Funktionen und strebt enge Beziehungen zu Werbetreibenden, Online-Zahlungsplattformen und den Usern an.

Eine ganz neue Art von Nachrichten

„Nachrichten lösen bei den Rezipienten häufig eine gewisse Hilflosigkeit aus, und es ist unangenehm, dieser ausgeliefert zu sein. Niemand möchte ständig Informationen ausgesetzt sein, die uns ängstigen, zur Ausschüttung von Stresshormonen führen und die wir nicht richtig einordnen können.“

Kamal Ahmed, ehemaliger Redaktionsleiter der BBC und Mitbegründer des Start-ups „The News Movement (TNM)“, weist darauf hin, dass die Kluft zwischen dem Angebot traditioneller Nachrichtenmedien und der Art und Weise wie junge Menschen heutzutage Informationen konsumieren möchten, immer größer werde.

Ahmed erinnert sich in diesem Zusammenhang an ein Gespräch, das er vor ein paar Jahren mit seinem Sohn geführt hat, nachdem dieser die Wirtschaftsberichterstattung seines Vaters in den BBC News gesehen hatte:

„Mein Sohn sagte zu mir: Ich habe kein einziges Wort verstanden. Und dann fragte er: Warum sind das Nachrichten?

Eine deutliche Kritik an der Arbeit klassischer Nachrichtenanbieter, die sich Ahmed für die Gründung seines neuen Projekts, das vollständig finanziert ist und auf prominente Unterstützung von Will Lewis baut, der früher CEO bei Dow Jones, Redakteur von The Daily Telegraph und Wirtschaftsredakteur der Sunday Times war, zu Herzen nahm. TNM befindet sich in der Beta-Testphase und soll im Laufe dieses Jahres vollständig online gehen. Realisiert wird das Projekt von einem kleinen Team aus Journalisten und Journalistinnen, das seinen Sitz im Londoner Gebäude der Independent Television News (ITN) hat. Unterstützt wird das Start-up auch vom Nachrichtenanbieter ITN.

Zielgruppe ist die Altersklasse der 18- bis 25-jährigen. Doch auch ältere, technologiebegeisterte Menschen dürften sich angesprochen fühlen. Das Versprechen ist einfach: unvoreingenommene Nachrichten mit eigenständiger und hochwertiger Berichterstattung, die zu jeder Zeit am gewünschten Ort zur Verfügung stehen.

Erfahrung aus der traditionellen Nachrichtenwelt

Kamal Ahmed weiß, wovon er spricht. Er war nicht nur Redaktionsleiter bei der BBC, sondern auch für die Wirtschafts- und Finanznachrichten der britischen Rundfunkanstalt zuständig. Er kann zudem auf eine erfolgreiche Karriere bei mehreren britischen Zeitungen zurückblicken, darunter „The Telegraph“ und „The Observer“, und war darüber hinaus für die royale Berichterstattung im „The Guardian“ zuständig. Er kennt sich bestens in den Nachrichtenmedien aus und ist überzeugt, dass die traditionellen, etablierten Medienhäuser eine wichtige Aufgabe erfüllen. Allerdings täten sie sich in puncto Innovation und Nachrichtenangebote für die Zukunft manchmal schwer.

Ahmed erzählt: „Ich habe zwei Kinder im Alter von 18 und 21 Jahren. Sie erleben und rezipieren Nachrichten grundlegend anders als ich in diesem Alter. Als ich 18 Jahre alt war, musste man die Zeitung lesen oder abends pünktlich den Fernseher einschalten, um die Nachrichten nicht zu verpassen. Die Medien verlasen gewissermaßen die Nachrichten, und eine Fernsehsendung war wie eine feste Verabredung. Seither haben sich drei wesentliche Veränderungen vollzogen:

  1. CNN führte in den 1980ern die Rund-um-die-Uhr-Nachrichtensendung ein – Nachrichten wurden permanent gesendet.
  2. In den 1990ern kamen die Internet-Nachrichten auf – auch Online brach der Nachrichtenfluss nie ab.
  3. Und in den 2000ern folgte der Aufstieg der sozialen Medien, der dramatische Änderungen in Bezug auf Konsum und Kreativität mit sich brachte.

„Allerdings hatten die Nachrichtenhäuser Schwierigkeiten, bei dem Tempo des Wandels mitzuhalten, und zahlreiche Marken litten unter den fundamentalen Umwälzungen des Konsumverhaltens der Rezipienten. Wir leben heute in der Welt der Content Creator, in der allen ein Kanal zur Verbreitung von Inhalten zur Verfügung steht. Unser Ziel ist es, Nachrichtenbeiträge für TikTok, Instagram und andere Social Media-Kanäle zu erstellen, auf denen unsere Zielgruppe zu Hause ist.“

Man könnte es auch so formulieren: Die Welt, in der wir leben, arbeiten und spielen, hat sich radikal verändert. Und damit herrschen ganz neue Konventionen für die Beziehung von Nachrichtenanbietern zu ihrem Publikum.

Während Kamal Ahmed die traditionellen Medien schätzt: „Ich habe meine gesamte Karriere hier verbracht, sie sind meine Leidenschaft“, glaubt er, dass es an der Zeit für neue Angebote sei, die sich auf Zielgruppen konzentrierten, die von den traditionellen Formaten seiner Jugend nicht mehr erreicht würden. „Heute informieren sich junge Menschen über ihr Smartphone in den sozialen Medien. Wir sind überzeugt, dass wir eine echte Chance haben, hochwertigen, unvoreingenommenen Journalismus auf diesen Kanälen zu verbreiten. Wir vertreten eine andere Auffassung von Nachrichten: Wir glauben an Fakten und unparteiische Informationen – wir möchten den heutigen Generationen helfen.“

Vertrauen der Zuhörer durch glaubwürdige und lebensnahe Geschichten gewinnen

Kamal Ahmed kommt rasch darauf zu sprechen, wie wichtig Vertrauen für das Modell von TNM sei. Er glaubt, dass das Vertrauen derzeit unter anderem darunter leide, dass junge Menschen fundamentale Aspekte wie die Frage, wer entscheidet, was überhaupt als Nachrichten gilt, sehr kritisch betrachten.

„Man muss sich zunächst Glaubwürdigkeit verschaffen. Man kann nicht einfach in den sozialen Medien posten und davon ausgehen, akzeptiert zu werden. Das wäre so, wie wenn Eltern bei einer Party auftauchen und fordern, dass die Musik leiser gestellt wird. Man muss die Spielregeln kennen,  den speziellen Rhythmus und die Sprache. Wichtig ist auch zu zeigen, dass bei uns junge Menschen als Journalisten und Journalistinnen tätig sind. Wir gewinnen Vertrauen, indem wir unserer Zielgruppe ähneln. Die heutige Generation möchte entdecken. Unseren Ansatz bezeichnen wir als horizontales Storytelling. Wir möchten als vertrauenswürdige Freunde gesehen werden, mit denen man gemeinsam Neues entdeckt.“

Das bedeutet: offenere Redaktionskonferenzen, Nachrichten von Reportern und Reporterinnen, die das Publikum sehr viel besser repräsentieren, prägnante (nicht oberflächliche) Inhalte in Social Media-Formaten und Schluss mit dem Lagerdenken, das in traditionellen Nachrichtenmedien so verbreitet ist. TNM deckt eine große Bandbreite an Themen ab, darunter Frauengesundheit und Sport, Drogen, Politik, Unterhaltung und Umwelt. Bei TNM gibt es keine traditionellen Leitartikel, Kommentare und fest zugewiesenen Rollen in der Meinungsbildung, die für viele modernen Nachrichtenmedien typisch sind. Auch große geopolitische Themen wie der Krieg in der Ukraine werden behandelt. Zu den am häufigsten aufgerufenen Inhalten zählen einfache, kurze Erklärvideos wie beispielsweise Wer ist Wolodymyr Selenskyj?.

Auf das Publikum hören und Content auf spezifische Kanäle zuschneiden

Ahmed ergänzt: „Wir planen, komplexe Tools einzusetzen, um herauszufinden, was dem User wirklich wichtig ist. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig auf das Publikum gehört wird. Unser Team vereint Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen, die unsere Zielgruppe angemessen repräsentieren. Ein entscheidender Faktor ist zudem Transparenz. Um Transparenz sicherzustellen, werden wir unter anderem unsere Redaktionskonferenzen aufzeichnen, damit unsere redaktionellen Entscheidungen nachvollziehbar sind. Wir bieten also einen direkten Einblick in unsere Arbeit. Das Publikum ist grundsätzlich skeptisch und man kann sich nicht hinter einer Mauer verschanzen und hoffen, dass niemand infrage stellt, was man erzählt.“

Die Inhalte werden gezielt auf die verschiedenen Social Media-Kanäle zugeschnitten. „Wir erzählen Geschichten von Bedeutung, aber ohne Sensationsgier. Und wir gehen noch weiter: Wir gehen auf Kommentare ein, wir geben verschiedene Meinungen wider, bieten Hintergrund- und Zusatzinformationen und sind ‚Wegweiser‘ für das Publikum, damit es die Inhalte verstehen und sich einen Reim darauf machen kann.“

Eine neue Erfolgsstruktur

Werden sich junge Menschen dadurch angesprochen fühlen und stellt der Ansatz von TNM eine Bedrohung für die traditionellen Nachrichtenanbieter dar?

Ja, glaubt Damian Reece, der als erster den Posten des Group Head of Business bei der Telegraph Media Group innehatte und heute als Senior Counsel bei Instinctif Partners tätig ist. „In den Nachrichtenmedien herrschte schon immer ein enormes Innovationspotenzial, das aber bisher aufgrund traditioneller Geschäftsmodelle und der Angst davor, die großen älteren Zielgruppen zu verlieren, nicht ausgeschöpft wurde. Das Problem ist, dass es den Redaktionen mehr auf Kontroversen als auf Nachrichten ankommt. Das schreckt die künftigen Konsumenten und Konsumentinnen ab. Bei TNM stellt sich nicht die Frage, ob die Unternehmung erfolgreich sein wird, sondern eher, wie schnell sie wachsen kann, bevor Nachahmer auf den Plan treten.“

„Ich möchte Teil eines Teams sein, das gute und wichtige journalistische Beiträge leistet.“

Wie finanziert sich TNM? Bei TNM sind die redaktionellen und die kommerziellen Funktionen vollkommen unabhängig voneinander. Klassischen Nachrichtenanbietern wurde in den vergangenen Jahren vorgeworfen, diese Trennung zunehmend aufzuweichen. Bei TNM wird Umsatz über verschiedene Quellen generiert. Zum Beispiel über Beiträge von anderen Medienunternehmen für die Erstellung effektiver, auf die sozialen Medien zugeschnittener Nachrichteninhalte. Zu zentralen Themen werden Sponsoring-Vereinbarungen getroffen und Einnahmen durch Veranstaltungen erzielt.

Es werden Inhalte für Marken erstellt, und die zentralen Zielgruppen von TNM werden die Möglichkeit haben, Abonnements für bestimmte Inhalte abzuschließen. Eine wichtige Einnahmequelle wird außerdem Werbung auf den Plattformen sein, auf denen TNM seinen Content veröffentlichen wird. Das Unternehmen führt derzeit Gespräche mit Anbietern von Online-Bezahlsystemen, um Mikrozahlungen für bestimmte Inhalte einzuführen. Setzt sich dieses Prinzip in der Breite durch, wäre das ein weiterer Gamechanger für das Nachrichtengeschäft.

Kamal Ahmed steht mit Leidenschaft hinter der neuen Bewegung: „Ich möchte Teil eines Teams sein, das gute und wichtige journalistische Beiträge leistet. Ich möchte die Nachrichtenwelt mit Blick auf die jüngeren Generationen umgestalten. Wenn uns das nicht gelingt, wäre das für mich ein großer Misserfolg.“

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