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Kommuni­kation einmal anders

Public Affairs
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Kommuni­kation einmal anders

Dr. Götz Schlegtendal, Managing Partner München, 2. November 2021

Dieser Blogbeitrag ist anders. Er ist persönlich, denn ich hatte im September die einmalige Chance, 16 Tage lang als Mediator das letzte Projekt des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude begleiten zu dürfen: Die Verhüllung des Arc de Triomphes in Paris.

Mediator bedeutete, dass ich jeweils von 6:30 Uhr bis 12:30 Uhr (meine Schicht) zigtausenden Besuchern das Kunstwerk nahebringen durfte. Das Interesse war groß: Menschen aus vielen Ländern der Welt, Besucher vom Kindergartenalter bis ins hohe Alter, Sportler, die um das Bauwerk joggten oder Rollstuhlfahrer, die das Werk sehen wollten, Kenner, die schon viele Werke von Christo und Jeanne-Claude gesehen hatten und solche, die erstmals einem ihrer Kunstprojekte gegenüberstanden. Aber nahezu allen war etwas gemeinsam: Ein Lächeln im Gesicht, das Gefühl von Glück, etwas Einmaliges, etwas Wunderschönes, nicht Wiederkehrendes erleben zu dürfen und das Vergessen der Alltagssorgen in diesem Moment.

Ursprünglich aus Bulgarien, floh Christo in den 50er Jahren vor dem totalitären Regime. Eine seiner ersten Stationen war Paris, wo er nicht nur seine spätere Frau kennenlernte, sondern bereits 1961 eine erste Skizze des verhüllten Triumphbogens zeichnete. 60 Jahre später wurde aus dieser Vision dann Realität.

Auch wenn Christo die Umsetzung nicht selbst erlebt hat, er starb im Mai letzten Jahres, so war er doch maßgeblich in die Vorbereitung involviert. Ursprünglich war das Projekt bereits für das Jahr 2020 als Begleitung einer Retrospektive im Centre Pompidou geplant. So nahm er 2019 bei den Planungen noch federführend teil und konnte anhand von Modellen (teilweise im Maßstab 1:1 oder 1:2) die Farben der Materialien festlegen. Er entschied sich für blauen Stoff mit einer Außenschicht aus weißer Aluminium-Bedampfung und rote Schnüre. Das Aluminium leuchtet in der Sonne weiß, das Blau schimmert immer wieder durch. Mit dem zusätzlichen Rot der Seile spielt das Kunstwerk mit den französischen Nationalfarben. Auch an der Entwicklung von spezifischen Lösungen wirkte Christo entscheidend und in seinem Sinne mit. So verlaufen auf seinen Entwürfen die Schnüre überwiegend waagerecht, während bei der Realisierung die Schnüre an den breiten Seiten der vier Pfeiler teilweise schräg gespannt wurden. Gerüste bildeten das Hintergrundkonstrukt, mit denen das Bauwerk mehr Kontur erhielt und geschützt wurde, und andererseits verhinderten sie, dass der Stoff direkt auf dem Triumphbogen auflag. Vielmehr konnte sich das Material unter der Verschnürung bewegen und wurde bei Wind „lebendig“. Umgesetzt wurde das Projekt von Christos Neffen sowie unter anderem dem Fotografen Wolfgang Volz, der seit 40 Jahren exklusiv für Christo und Jeanne-Claude arbeitete. Hinzu kamen viele Experten, die bereits bei der Verhüllung des Reichstags im Jahr 1985 dabei waren und ihre Erfahrungen einbringen konnten.

Die Kommunikation während des Projektes war eine Herausforderung für die Zusammenarbeit der Mediatoren. Die rund 380 freiwilligen Helferinnen und Helfer kamen aus 38 Nationen und waren im Vier-Schicht-Betrieb vor Ort. Der Austausch untereinander in unterschiedlichen Sprachen zu Informationen zum Projekt und den Künstlern war ein Teil der Kommunikation. Die Gespräche mit den Besuchern aus einer Vielzahl von Ländern war ein anderer. Christo erreichte mit seinem Werk Menschen aus unterschiedlichsten Regionen, Gesellschaftsschichten, Arme und Reiche, Jung und Alt, Familien ebenso wie Einzelpersonen, gesund oder mit Handicap. Auch das ist erfolgreiche Kommunikation.

Kommunikation hatte aber auch weitreichendere, soziale Aspekte. So kam eine ältere, einsame Dame aus Paris, ihr Mann war im Vorjahr an COVID gestorben, jeden Tag zum Triumphbogen, um dort mit den Mediatoren zu sprechen. Sie sei tief beeindruckt von dem verhüllten Werk, aber mehr noch von den Helfern aus allen Ländern. Sie genoss es einfach mit Ihnen zu reden, wenn auch nur des Französischen mächtig. Am letzten Tag bedankte sie sich noch bei jedem Mediator der Morgenschicht mit einem Stück Schokolade.

Das Werk ist und war “unnecessary”, “überflüssig” (Originalton Christo). Niemand braucht einen verhüllten Triumphbogen. Aber Christo realisierte es. Und finanzierte es mit seinem Geld. So wie bei allen seinen Projekten, nahm er keine finanzielle Unterstützung in Anspruch. Dies garantierte ihm maximale Unabhängigkeit und größtmögliche Freiheit. Die Kommunikation seiner Werke liegt in der künstlerischen Ästhetik, ein bekanntes Gebäude oder eine bekannte Situation für zwei bis drei Wochen temporär zu verändern.

Für mich war es eine großartige Erfahrung – mit viel Inspiration für Kommunikation, mit einem veränderten Blickwinkel und persönlicher Weiterentwicklung. Eine Erinnerung fürs ganze Leben. Danke Christo.

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