Pandemie oder Infodemie?
Dr. Hubert Becker, Managing Partner Köln, 17. Februar 2020
Um das Coronavirus und seine Folgen läuft eine Kommunikationsschlacht. Leider „kann eine Lüge um die ganze Welt laufen, ehe die Wahrheit die Schuhe angezogen hat“ (Terry Pratchett). Seriöse Aufklärung erzielt bei weitem nicht die Reichweite, die emotionalisierende und Urängste bedienende Fake News haben. Bevor von einer Pandemie die Rede sein kann, hat die „Infodemie“ (WHO) schon um sich gegriffen. Das Spektrum reicht von „Knoblauch schützt vor Coronavirus“ über stereotype Darstellungen von Chinesen bis hin zu Verschwörungstheorien.
Das passt zur Einschätzung über die größten Cyberrisiken in Deutschland, die Deloitte im aktuellen Cyber-Security-Report erhoben hat. Demnach sehen 74 Prozent der Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft die Manipulation durch Fake News als größtes Risiko an. Mit technischen Angriffen oder Hackern hat das erst einmal gar nichts zu tun. Das macht einmal mehr deutlich, dass der Schutz vor Cyberrisiken definitiv kein reines IT-Thema ist, sondern ganzheitliche Schutzkonzepte erfordert.
Für den Schutz gegen das Coronoavirus gibt es zunächst nur allgemeine Hinweise auf Hygieneregeln. Gegen Fake News helfen Monitoring, Recherche und eigene Botschaften. Aber nur dann, wenn man auch aufmerksam ist. Aus Sicht von Unternehmen bedeutet das, rechtzeitig die Anzeichen einer „Infodemie“, die sich gegen die eigene Reputation richtet, zu erkennen und schnellstmöglich Aufklärung zu betreiben. Laut der Deloitte-Studie verfolgt nur die Hälfte der befragten Entscheider systematisch, was über ihr Unternehmen in sozialen Netzen geäußert wird. Das ist fahrlässig. Denn ist das Kind in den Brunnen gefallen, wird der Schutz der Unternehmensreputation immer schwieriger.
Die Verantwortung setzt vor dem Schadensfall ein und folgt einfachen Regeln: genau beobachten, seriöse Informationen nutzen und Panik vermeiden.