Fondskongress 2020: Die Finanzbranche im Dialog, aber nur mit sich selbst
Carsten Böhme, Managing Partner Frankfurt, 31. Januar 2020
Der Fondskongress in Mannheim zählt zu den alljährlich wichtigsten Events der Asset Management-Branche. Ein reges Treiben mit spannenden Insights. Aber die ohnehin zurückhaltende Kommunikation der Finanzbranche über Social Media zeigte sich auch hier. Man blieb weitestgehend unter sich – sprich analog.
An zwei Tagen mit mehr als 200 Ausstellern, etwa 6.000 Kongressbesuchern, unzähligen Vorträgen und Paneldiskussionen mit Branchengrößen und -experten gab es viel Austauschbedarf. Die wichtigsten Themen: Dauerbrenner ESG, das Niedrigzinsumfeld – und ohne Aktien geht es auch 2020 nicht. Die Stimmung ist verhalten optimistisch, denn ein Ende des bis jetzt schon längsten Aufwärtszyklus der Geschichte ist zumindest in diesem Jahr nicht in Sicht – so die einhellige Meinung. Einziger Wermutstropfen: Dem deutschen Anleger ist diese Nachricht weiterhin nicht so wichtig, denn neue Anlegergelder scheinen nur zäh zu fließen.
So angeregt auf dem Kongress auch diskutiert wurde, so wenig drang davon nach außen. Nur ein Bruchteil der Unternehmen hat die geballte Expertise aus aller Welt genutzt, um ihre Stakeholder gezielt via Social Media zu erreichen und die wichtigsten Themen direkt zu adressieren.
Nehmen wir Twitter: 129 abgesetzte Tweets ist eine maue Beteiligung an einer digitalen Konversation (2019 waren es immerhin 261 laut Talkwalker). Dabei zählt Twitter gemäß unserer Umfrage unter Asset Managern zu ihrer Kommunikation via Social Media zu den wichtigsten Kanälen der Branche – und hätte auf dem Fondskongress sehr gut als Ad-hoc-Kanal genutzt werden können. Auch die Interaktion mit den Tweets ließ zu wünschen übrig: lediglich 170 Likes, Kommentare oder geteilte Tweets. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Social Media-Aktivität sogar deutlich zurückgegangen (2019: 543 Interaktionen).
Das deckt sich mit den Ergebnissen unserer Umfrage: Zwar will die Mehrheit gern die Chancen der neuen Kommunikationskanäle effektiver nutzen, aber das gelingt den meisten Firmen noch nicht überzeugend.
Wenn man sich die Beiträge zu Hashtags wie #Fondskongress oder #Fondsgkongress2020 anschaut, finden sich unter den 74 Autoren nur wenige Vermögensverwalter vor Ort, die mehr als einen „Wir sind auch hier, kommt vorbei“-Tweet mit ihrer Community teilen. Inhaltliche Tiefe und strategischer Einsatz von Twitter ist hier Fehlanzeige. Das geht mit Sicherheit besser.